Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezension zu
Das Versprechen

Gewinner des Booker-Price 2021

Von: Andreas
28.01.2022

Es ist über vieles zu lesen. Die Familiengeschichte der Swarts ist das durchgehende Leitmotiv, und die privaten Ereignisse vor dem Hintergrund der Apartheid und des Wandels Südafrikas. Dann die Vereinnahmung von leichtgläubigen Menschen durch bigotte, geldgierige Prediger. Die schier unüberwindbare, tief verwurzelte Vorurteile, die Angst vor Veränderung und die Ahnung (Hoffnung für die einen, Befürchtung für die anderen), dass alles bleibt, wie es ist. Dazu immer, manchmal nur im Hintergrund, manchmal bestimmend, ein Staat, der das menschenverachtende Regime abschüttelt und für kurze Zeit wie ein Meteorit am Himmel alles überstrahlt. In dessen gewöhnlichem Alltag sich nach dem Ende der Euphorie zeigt, dass Demokratie und friedliches Miteinander Aufgaben sind, die sich immer wieder aufs neue stellen, mit ungewissem Ausgang. Was uns heute an Meldungen aus Südafrika über Kriminalität, Korruption und über eine auseinanderdriftende Gesellschaft erreicht – auch darüber liest man im Roman. Man folgt also ganz unterschiedlichen Erzählungen, die dazu noch Raum genug geben, vieles davon mit eigenen, persönlichen Bezügen zur Gegenwart zu verbinden; so wird für jede und jeden eine andere Seite des Romanes sichtbar und wichtig werden. Der Roman ist in vier Abschnitte unterteilt, jeder dreht sich um ein einschneidendes Ereignis in der Chronik der Familie, Jahre liegen dazwischen. Ich habe den ganzen ersten Abschnitt, jenen, in dem der Tod von Rachel betrauert wird, gebraucht, um mich in den Stil und die Art der Beschreibung hineinzufinden. Denn die Erzählungen sind nicht durchgehend; sie brechen ab, weil etwas anderes soeben wichtiger geworden ist, setzen sich erst später wieder fort. Alles greift dabei ineinander, vermengt sich für ein Stück des Weges, trennt sich dann für immer oder nur für eine kurze Zeit. Nach dem Beginn, der etwas Geduld erforderte, wurde das Buch für mich ein hin- und mitreißender Roman, voller klug gesponnener Verbindungen und Einblicke auf Kleines und Großes. Einblicke, wie sie nur jemand geben kann, der das Land in seinem Inneren kennt und der es versteht, Menschen zu beobachten. Die klare Sprache ist ein zusätzlicher Faktor, der dieses Buch für mich derart überzeugend macht (woran auch die Übersetzung durch Thomas Mohr einen bedeutenden Anteil hat). Wie die Biografien der Mitglieder der Familie Swart diese Menschen ganz großartig beschreiben, wie sich aus dem Verhältnis der Menschen zueinander immer wieder spannende, überzeugende Erzählungen voller tiefer Einblicke ergeben. Damon Galgut beschreibt alles so realistisch, so direkt aus dem Leben gegriffen, mit Details, die beinahe alles erfassen, was Menschen ausmachen kann.

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.