Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Interview mit Lucinda Riley über "Die Perlenschwester"

Fragen und Antworten

Die Perlenschwester (Band vier der Serie)

1. Welche Verbindung besteht zwischen der vierten Schwester CeCe und der mythologischen Figur Celaeno?

Wie CeCe selbst erklärt, ist bei dieser Schwester am wenigsten über ihre Geschichte und ihre Persönlichkeit bekannt. Ich habe mich an den groben Linien der Sagen orientiert und CeCe ansonsten Freiraum gelassen, sich in Australien zu entwickeln – einem Land voller Möglichkeiten, das zudem das Zentrum der Mythen um die Sieben Schwestern ist, weil sie in der dortigen Aborigine-Kultur besonders verehrt werden.

2. CeCe ist in vielerlei Hinsicht das genaue Gegenteil von Star – wie haben Sie ihre Stimme gefunden?

CeCe ist die Schwester, deren Geschichte ich am zögerlichsten anging. Ich hatte die Befürchtung, dass die Leserinnen ihr gegenüber vor der Lektüre der Perlenschwester negativ eingestellt sein könnten, denn in den vorhergehenden Bänden wirkt sie dominant und wenig zugewandt. In der Schattenschwester erleben wir die Auflösung von Stars und CeCes Beziehung aus Stars Perspektive. Doch wie CeCe richtig sagt, hat alles zwei Seiten, und in der Perlenschwester schildere ich nun die ihre. CeCe hält sich selbst für dumm, aber das liegt ausschließlich an ihrer Legasthenie. In Wahrheit besitzt sie eine ungewöhnliche Begabung, ist hochintelligent, witzig und durch und durch authentisch. Als wir sie kennenlernen, ist sie zutiefst verletzt und voller Selbstzweifel. Bei kaum einer anderen Figur habe ich so sehr das Gefühl gehabt, sie schützen zu müssen, wie bei ihr.

3. Was hat sie dazu veranlasst, über Australien zu schreiben?

Australien ist eines der wenigen Länder, die ich noch nie bereist hatte, möglicherweise deshalb, weil ich wie CeCe Spinnen hasse. Doch als ich dort war, haben mich die Landschaft, besonders das Never Never um Alice Springs, die Geschichte und die Menschen sofort in ihren Bann gezogen. In der Perlenschwester konnte ich nur einen winzigen Teil dieses rieseigen Kontinentes präsentieren. Er hat so viel zu bieten, und ich hoffe, eines Tages zurückkehren und neue Entdeckungen zu mache.

4. Sie haben sich in ihrem Roman Das Orchideenhaus bereits mit Thailand beschäftigt. Wie war es für Sie, in Die Perlenschwester erneut darüber zu schreiben?

Thailand gehört zu meinen Lieblingsländern, und ich reise jedes Jahr mit meiner Familie dorthin. Am liebsten sind wir am Phranang Beach. Bei einem morgendlichen Strandspaziergang kam mir die Idee mit Ace und warum er ausgerechnet dort Zuflucht sucht. Die Menschen kommen auf die magische Halbinsel, um sich selbst zu begegnen, und mir erschien es logisch, auch CeCes Reise dort beginnen zu lassen. Den ersten Entwurf der Perlenschwester habe ich in Thailand verfasst, wo mir ein einbeiniger Vogel Gesellschaft leistete.

5. Die historischen Recherchen zu diesem Roman müssen umfangreich gewesen sein. Wie sind Sie dabei vorgegangen?

Die Recherchen hatten tatsächlich gefühlt die Dimensionen von Australien! Ich beginne immer damit, alles, was mir zu einem bestimmten Thema in die Finger kommt, zu lesen, und in Australien bin ich auf eine Reihe nicht lieferbarer Bücher gestoßen, die mir Details zu Perlenfischerei in Broome lieferten. Die Geschichte der Aborigines wurde zum größten Teil von Weißen aus weißer Sicht aufgezeichnet. Die Aborigines geben ihr Wissen und ihre Kultur mündlich von Generation zu Generation weiter. Zum Glück habe ich im Internet eine Website der Yawuru entdeckt (mit ihnen beschäftige ich mich in den Broome-Kapiteln), auf der sich ein Wörterbuch ihrer Sprache sowie Informationen über ihre Bräuche und ihre Traumgeschichten befinden.
Der Untergang der Koombana gehört zu den schlimmsten Schifffahrtsunglücken der australischen Geschichte. Bei den Recherchen stellte ich fest, dass in historischen Texten über die Koombana und Broome stets aus die Roseate Pearl auftaucht. Die Gerüchte über den Fluch, der auf ihr liegt, sind in Forty Fathoms Deep dokumentiert, einem Buch von 1937 über das Perlentauchen in Broome. Angeblich wurde die Roseate Pearl von einem weißen Perlenfischmeister entdeckt und von einem Taucher gestohlen. Danach entwendeten zwei chinesische Einbrecher die Perle und verkauften sie an einem Mann, der kurz darauf starb. Der nächste Besitzer beging Selbstmord, als sie ihm gestohlen wurde, und 1905 wurde ein Perlenhändler ihretwegen ermordet. Alle Quellen sind sich darüber einig, dass Abraham De Vohl Davis, ein früherer Perlentaucher, sie für 20 000 Pfund erworben hatte, bevor er an Bord der Koombana ging. Danach ist sie nie wieder aufgetaucht. Aber vielleicht befand sie sich ja auch nie auf dem Schiff…

6. Was hat Sie an Australien am meisten überrascht?

Eine meiner Hauptquellen für die Mythen um die Plejaden ist The Seven Sisters oft he Pleiades von Munya Andrews, die aus der Kimberley-Region im westlichen Australien stammt. Es war überwältigend, den Ursprungsort dieser Geschichten, die seit Tausenden von Jahren mündlich weitergegeben werden, mit eigenen Augen zu sehen. Besonders überrascht mich, wie tief die Mythen um die Sieben Schwestern im Alltag und in die Kultur der Aborigines verwurzelt sind. In Alice Springs findet man praktisch an jeder Straßenecke Hinweise darauf. Fast war mir, als würde ich nach Hause kommen. Wie CeCe habe ich mich hals über Kopf ins Never Never verliebt.

7. Chrissie erklärt CeCe Kultur und Gebräuche der Aborigines. Wie sind Sie die schwierige Frage des Rassismus und Kolonialismus in Australien angegangen?

Ich hatte nie vor, politische oder gesellschaftliche Aussagen zu machen. Die Figuren erzählen ihre Geschichten und Erlebnisse, ich schreibe sie nur auf. Australien ist ein widersprüchliches, junges Land, das wie CeCe noch dabei ist, sich selbst zu entdecken. Bei meinen Recherchen habe ich zahlreiche historische Schilderungen des Lebens in Australien von der Kolonisation im achtzehnten Jahrhundert bis zum heutigen Tag sowie texte über das fünfzigtausendjährige Vermächtnis der Aborigines und der Torres Strait Islanders gelesen. Daraus habe ich die Figuren Camira und Alkina entwickelt, während Kittys Leben auf den Beschreibungen bemerkenswerter Pionierinnen im Outback basiert, die von ihren Ehemännern nach Australien gebracht wurden und sich dort unter widrigen Umständen etwas aufbauen mussten. Ich bewundere alle, die die Chance auf ein besseres Leben ergriffen und mit dem Schiff nach Australien segelten. Ans andere Ende der Welt, in eine ungewisse Zukunft zu fahren erfordert immensen Mut.

8. Eine der Figuren aus der Perlenschwester, die es tatsächlich gegeben hat, ist der Aborigine-Maler Alber Namatjira. Was hat Sie dazu veranlasst, über ihn und die Hermannsburg Mission zu schreiben, wo er lebtet?

Ich kannte Alber Namatjira als berühmtesten Aborigine-Künstler überhaupt, doch erst, als ich eins seiner Aquarelle sah, habe ich begonnen, mich intensiver mit ihm zu beschäftigen. Sein Stil unterscheidet sich deutlich von den bunten Dot Paintings, die ein Laie wie ich von einem Aborigine-Maler erwarten würde. Ich habe mehr über seine Freundschaft mit seinem Mentor Rex Batterbee erfahren und darüber, wie seine Werke die Kritiker erstaunten, weil sie nicht begriffen, wie ein Aborigine so »westlich« malen konnte. Er hat wunderschöne Landschaften geschaffen, die auf den ersten Blick große Ähnlichkeit mit dem impressionistischen Stil von Rex Batterbee haben, aber in den Bäumen, Bergen und Himmel verbergen sich allerlei Formen und Gestallten aus den Mythen der Aborigine-Kultur.
Ich bin durchs Never Never gefahren, um mir die Hermannsburg Mission selbst anzusehen. Heute steht sie unter Denkmalschutz und wird von den örtlichen Ältesten der Aborigines geführt. Sie folgt nach wie vor dem Vorbild von Pastor Albrecht, der sich um die Integration der Arrernte und ein besseres Verständnis ihrer Kultur bemühte.

9. Sie sagten einmal, der Sieben-Schwestern-Reihe liege eine übergreifende Geschichte zugrunde. Würden Sie uns verraten, welche Hinweise sich in der Perlenschwester verbergen? Worauf sollten wir bei den weiteren Bänden achten?

In allen Romanen der Reihe sind Hinweise versteckt. Tagtäglich erhalte ich von meinen Leserinnen Fragen und Theorien darüber, wer die »fehlende« siebte Schwester und Pas alt sind (vergleiche dazu #whoispasalt). Ich kann keine davon bestätigen oder dementieren! Die übergreifende Handlung ist in einer sicher verwahrten Mappe dargelegt. Nur sechs Menschen auf der Welt kennen das Ende, das ich für das Produktionsteam der Fernsehserie The Seven Sisters niederschreiben musste.

10. Stimmt, während Sie die Perlenschwester verfassten, haben Sie einen Vorvertrag über eine Fernsehfassung der Sieben-Schwestern-Reihe mit einer Produktionsgesellschaft in Hollywood geschlossen.

Ja, mit der Raffaella-di-Laurentiis-Produktionsgesellschaft. Das Projekt steht noch ganz am Anfang. Das Team hat eine Menge Arbeit vor sich, weil die Geschichte so viele Orte und Zeitebenen umfasst, aber ich bin mir sicher, dass es ihnen gelingen wird, die Story der sieben Schwester in meinem Sinne auf den Bildschirm zu bringen.

11. CeCes und Chrissies Beziehung ist komplex. Würden Sie und mehr über CeCes Selbstfindungsprozess verraten?

Als CeCe nach Australien aufbricht, ist dies ihre erste Reise ohne Star. Ich fand es spannend, die Entwicklung ihrer Beziehung mit Ace und Chrissie zu beschreiben, die sehr unterschiedliche Persönlichkeiten besitzen und jeweils andere Aspekte von CeCes Charakter zum Vorschein bringen. Während Ace CeCe Selbstvertrauen und Freundschaft schenkt, hilft Chrissie ihr herauszufinden, wer sie wirklich ist, wo ihre Wurzeln sind und was »Heimat« letztlich bedeutet. Im gesamten Buch kämpft CeCe mit ihrer Identität, wie wir es alle in unserem Leben immer wieder tun. CeCes Persönlichkeit ist noch nicht ausgereift, auch am Ende der Perlenschwester ist sie sich nicht über ihre Sexualität im Klaren. Doch wenigstens hat sie ihre Reise zu sich selbst begonnen und ihr Talent wiederentdeckt. Nun weiß sie, dass die Kunst ihre Leidenschaft ist, und besitzt die innere Sicherheit, die ihr bisher fehlte.

12. Könnten Sie und etwas über das fünfte Buch der Reihe, über Tiggys Geschichte erzählen?

Tiggy ist die spirituellste der Schwestern. Sie bezeichnet sich selbst als »Schneeflocke« und muss hinnehmen, dass ihre Schwestern ihre Überzeugungen und oft zutreffenden Vorhersagen als merkwürdig und beunruhigend empfinden. Tiggy fragt sich, ob diese Gabe der Intuition nicht auch ein Fluch ist, weil sie dadurch immer wieder in Schwierigkeiten gerät. Die Mondschwester wird uns in die schottischen Highlands locken, auf ein verschneites Anwesen, zu faszinierenden Bewohnern der Gegend, die sich mit ihr anfreunden. Tiggys Reise in ihre Vergangenheit wird sie auch in das spanische Granada entführen, wo die prächtigen Alhambra über den sieben heiligen Grotten von Sacromonte aufragt, aus denen der mitreißende Rhythmus von Flamencomusik heraufdringt…