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Beata Korioth im Interview

Beata Korioth im Interview

Fünf Fragen an Beata Korioth

1. Liebe Beata Korioth, Sie schreiben in Ihrem Buch „Goodbye Stress“, dass wir eigentlich nur dann Stress empfinden, wenn wir Angst im Kopf und Körper haben – denn schwinden die Ängste, so schwinden die Stressreaktionen aus unserem Leben.
Wie haben Sie ihre Ängste bezwungen, wie haben Sie zu einem Leben ohne Stress gefunden?


Meine Ängste waren so groß und elementar, dass ich gefühlt keine andere Wahl hatte, als mich mit mir selbst auseinanderzusetzen. Als Kind bin ich regelmäßig vor Angst in Ohnmacht gefallen. Eine große Lebenskrise hatte ich schon mit 21 Jahren, als mein Bruder durch einen Verkehrsunfall starb. Dieses Ereignis hat mich allerdings auch zeitweise vollkommen aus der Angst heraus katapultiert. Damals wusste ich noch nichts vom Atem, es war die Literatur, die mich lebendig hielt. Bücher haben zu mir gesprochen. Ein Satz von Paul Auster klebte an meinen Schreibtisch: „Given how big the world was, the last thing I wanted was to play it safe.“ Die Welt hatte so viel zu bieten, ich wollte nicht mehr auf Nummer sicher gehen. Ich wollte mein Leben – und nicht die ängstliche und vermeintlich sichere Variante davon. Damals nahm ich mir etwas vor, was ich nicht gelernt hatte: meinem Herzen zu folgen und den Ängsten ins Gesicht zu schauen. Ich glaube, wenn du diesen Weg gehst, wirst du zwangsläufig zur Atemarbeit finden. Bewusster Atem ist der direkteste Weg in die Angst-Freiheit. Allerdings bin ich nie fertig damit. Mit 3 schulpflichtigen Kindern, einer festen Partnerschaft und einem spannenden Beruf ist es ein lebenslanges Lernen. Und meine eigene tägliche Praxis ist die Basis: bewusster Atem, Yoga, Meditation und viel Lachen – besonders über mich selbst.

2. Beim Schreiben Ihres Buches haben Sie viel zum Thema Stress recherchiert und spannende und unbekannte Details entdeckt. Was war für Sie das Überraschendste?

Nicht Stress schadet uns, sondern in erster Linie unsere Wertung, die wir auf Stress haben. Unsere unbewusste Einstellung zum Stress bestimmt dramatisch, wie wir auf Situationen, die wir als „stressig“ bewerten, reagieren. Menschen, die eine negative Stresseinstellung haben, werden zwangsläufig versuchen, Stress zu vermeiden, sie werden sich eher zurückziehen, mehr leiden, eher krank werden und vermutlich auch früher sterben. Menschen mit einer positiven Einstellung zu Stress erleben intensive Situationen als selbstverständlich zum Leben gehörend, sie handeln pro-aktiv, gehen eher Risiken ein, erholen sich schneller und können besser abschalten. Die beste Nachricht ist: Diese unbewussten Einstellungen können wir verändern, sogar verhältnismäßig leicht und schnell. Forscher wie die Stanford-Psychologin Alia Crum haben das wieder und wieder belegt, sie haben in wenigen Minuten die Stresseinstellung von Probanden verändert und damit ihre Lebenshaltung, Gesundheit und Zufriedenheit. Einfach indem diese Forscher Menschen gesagt haben: „Stress ist gut für dich“. Aber sie haben auch festgestellt, dass wir gar nicht manipuliert werden müssen. Viel wichtiger ist, dass wir die verschiedenen Perspektiven von Stress kennenlernen und im nächsten Schritt trainieren, eine unterstützendere Einstellung für uns zu wählen. Unglaublich fand ich allerdings auch, dass die meisten Studien der Stressforschung an Männern durchgeführt wurden, sodass beinahe die Hälfte der Menschheit in der Stressforschung bis Ende der 1990 Jahre keine Beachtung gefunden hat. Wir alle können mehr als nur mit Kampf oder Flucht reagieren!

3. Für Ihr Buch haben Sie mit vielen Experten darüber gesprochen, wie man mit Stress und Angst umgeht und lernt, zunächst beängstigende oder bedrohende Situationen in Herausforderungen umzuwandeln. Welche Herangehensweise möchten Sie Ihren Lesern besonders ans Herz legen?

Der legendäre Basketballtrainer von Dirk Nowitzki, Holger Geschwinder, hat etwas gesagt, was mich sehr beindruckt hat: Das, was der Normalverbraucher „Angst“ nennen würde, sei eine Emotion, die Spitzensportler geradezu suchen. Es ist dieser gewisse Kitzel, der sich zeigt, wenn etwas passiert, was außerhalb unserer Komfortzone liegt. Es ist erst einmal nur ein Kitzel. Ob wir diesen Kitzel als Bedrohung oder als Herausforderung empfinden, ist eine bewusste Entscheidung. Wir können tatsächlich Furcht in Mut verwandeln, indem wir die Symptome unseres Körpers neu bewerten. Wenn unser Herz klopft, dann sind wir dran. Anstatt sich rauszuziehen, ist jetzt der Zeitpunkt für uns einzustehen, etwas auszusprechen oder zu wagen. Wir müssen die Körperreaktion nicht bekämpfen oder ignorieren, sondern uns viel mehr freuen, dass alles fantastisch funktioniert und unser Körper uns gerade Energie zur Verfügung stellt. Wir erleben diese Reaktion gerade, weil etwas, was uns wichtig ist uns berührt. Es ist also eine sehr sinnvolle Reaktion. Dieser Zustand ist endlich und wir erleben ihn in Wellen. Eine Erfahrung kommt, wird erlebt und ebbt ab. Ich bin nicht der Inhalt dieser Erfahrung.

4. Wollen wir den Stress bzw. die Angst loslassen, müssen wir uns mit unseren Gedanken, Emotionen und unserem Körper beschäftigen. Warum ist es so wichtig, sich auf diesen drei Ebenen selbst näher zu kommen und zu entdecken?

Einfach weil Reden nicht reicht, um glücklich zu sein. Wenn es so einfach wäre, dann müssten wir uns nur kurz austauschen und danach eine logische Entscheidung nach der anderen treffen können und wir wären rundum zufrieden und entspannt. Das ist nur leider nicht unsere Realität. Wenn wir Druck, Angst und Anspannung erleben, dann erleben wir es immer auf 3 Ebenen: mental, emotional und körperlich. Unsere stressigen Gedanken erzeugen Emotionen wie Angst, Wut, Ärger, Traurigkeit, die sich wiederum in Körperempfindungen ausdrücken. Aber es gibt in unserem menschlichen System keine Einbahnstraße. Bestimmte Erfahrungen aus der Vergangenheit haben wir verkörpert. Sie sind uns in Fleisch und Blut übergegangen. Der Körper hat seine eigene Sprache, die uns unbewusst lenkt. Wir müssen dann nicht mehr denken, dass wir uns „bemühen, anstrengen und zusammenreißen“ müssen. Wir wissen es ja bereits und reagieren entsprechend. Die Situation da draußen kann ich nicht immer verändern, aber das, was auf diesen 3 Ebenen passiert, ist unbedingt veränderbar. Und wenn es uns wirklich ernst ist mit dem Glücklichsein, werden wir nicht umhin kommen, uns neben den Gedanken auch dem Körper und den Emotionen zuzuwenden. Ich bin der Situation nicht hilflos ausgeliefert. Ich kann mich aus eigener Kraft heraus verändern. Ich kann Freude erleben, auch wenn es mal ans Eingemachte geht. Ich finde, das ist eine sehr befreiende Aussicht!

5. Sie haben bei einem Workshop mit dem amerikanischen Trauma-Therapeuten David Berceli das „neurogene Zittern“ kennengelernt. Was hat es damit auf sich? Ist es schwer zu erlernen? Welche Wirkung hat es?

Es gibt heute jede Menge Antistress-Gadgets wie Helme, die den emotionalen Zustand von Mitarbeitern überwachen und bei Stress Pausen anordnen; Pillen, die uns ein strahlendes und stressfreies Aussehen versprechen; Apps, die automatisch Freunde von Nutzern, die gestresst sind, alarmieren; dabei haben wir die körpereigene Antwort auf Stress vollkommen vergessen und das ist das neurogene Zittern! Wir haben es immer dabei, es kostet nichts und es ist sehr einfach zu lernen. Es ist eine instinktive Antwort auf körperliche Überspannung, die wir tatsächlich unbewusst unterdrücken. Allein zwei Stunden auf einem Stuhl sitzen, bringt schon Verspannung in den Körper, die wir auf eine gesunde und natürliche Art und Weise entladen könnten. Tiere machen das. Kleine Kinder zittern auch noch, wenn sie Druck empfinden, Angst haben oder Ekel spüren. Aber wir Erwachsen lassen das nicht zu. Wir haben in unserer Sozialisation gelernt, dass Zittern ein Zeichen für Angst ist und haben daher sehr früh gelernt, es zu unterdrücken. Aber Zittern ist auch ein Zeichen für Entspannung. Wenn es ausbleibt, bekommt der Körper nicht mehr das Signal, dass die angespannte Situation vorbei ist. Wirklich revolutionär ist, dass wir das Zittern nachträglich zulassen können und so Blockaden, Verspannungen und Spuren der Angst löschen können. Wir können es an- und ausschalten sooft wir wollen. Wir gehen danach befreiter und entspannter durchs Leben. Sie müssen das unbedingt ausprobieren!

© Copyright Arkana Verlag. Abdruck des Interviews nur nach Rücksprache mit dem Verlag

Goodbye Stress!

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